Unsere Teilnehmer haben schlimme Zeiten hinter sich und alle viel zu erzählen. Im Saatkorn Projekt wollen wir ihnen die Chance geben, bezüglich ihrer Erlebnisse zur Ruhe zu kommen und sie so gut wie möglich zu verarbeiten. Das ist wichtig, damit sie ihre Zukunft gut planen und angehen können. Heute stellen wir Abduwahab Mohammadi vor.

Saatkorn: Woher kommst du und wann bist du nach Deutschland gekommen?Abduwahab: Ich komme aus Somalia und bin am 07.03.2017 in Heidelberg angekommen.

Saatkorn: Das ist eine große Entfernung. Wie verlief deine Reise von dort bis zu uns?Abduwahab: In Somalia ist Krieg, verschiedene islamische Gruppen bekämpfen sich. Mein Vater wurde 2013 gefangen genommen. Wir wissen nicht, ob er noch lebt. Mein Bruder wurde getötet. Meine Mutter wollte keinen weiteren Sohn verlieren. Sie sagte 2014 zu mir, ich soll fliehen. Da war ich 15 Jahre alt. Ich bin zuerst nach Mogadischu geflohen und von dort nach Kenia in ein Flüchtlings-Camp. Von dort über Uganda, Süd-Sudan und Sudan nach Libyen. In Libyen musste ich etwas über ein Jahr arbeiten, um meine Kosten für die Reise zu bezahlen. Dann bekam ich einen Platz in einem Boot, um über das Mittelmeer nach Europa zu kommen. Es war ein Boot mit über 1000 Leuten. Nach wenigen Stunden ging das Boot kaputt und wir mussten bis zum nächsten Mittag im Wasser bleiben. Ich hatte eine Rettungsweste, die mir half, weil ich nicht schwimmen kann. Ein Flugzeug warf kleine aufblasbare Boote und etwas zu Essen und zu Trinken ab. So konnten wir überleben. Später kam ein großes Schiff, das uns aufgenommen und bis Italien mitgenommen hat. Niemand von den über 1000 Leuten ist gestorben.

In Italien war ich zwei Jahre. Dort gab es für mich keine Chancen. Deshalb bin ich nach Deutschland weitergegangen. Hier kann ich zur Schule gehen.

Saatkorn: Wie hast du vom Saatkorn Projekt erfahren? 
Abduwahab: Ein Kollege in meiner Schule lebte beim Saatkorn Projekt. Er hat mir davon erzählt, dass er hier viel lernt und viel Deutsch sprechen kann. Und dass die Leute ihm helfen. Ich habe mir überlegt, dass ich das auch gerne erleben möchte. So bin ich im April 2021 zum Saatkorn Projekt gekommen.

Saatkorn: Was gefällt dir am Saatkorn Projekt? 
Abduwahab: Das ist sehr viel. Die Leute hier sind sehr hilfsbereit und freundlich. Ich arbeite im Kornhaus mit. Dort in der Küche habe ich schon viel gelernt. Ich kann weiter zur Schule gehen und werde meinen Hauptschulabschluss machen. Ich habe viel Kontakt zu Deutschen und kann mit ihnen Deutsch sprechen. Ich möchte gerne richtig gutes Deutsch sprechen können. Wir leben zusammen im Saatkorn Projekt, das gefällt mir auch.

Saatkorn: Welche Pläne hast du für dein Leben?
Abduwahab: Ich möchte Krankenpflege lernen. Und vielleicht später Arzt werden. Ich habe viele Bewerbungen für einen Ausbildungsplatz für Herbst 2022 geschrieben. Wenn ich jetzt noch keinen Ausbildungsplatz finde, werde ich ab Herbst ein FSJ im Krankenhaus machen.

Saatkorn: Wir wünschen dir viel Erfolg für deine Pläne und Gottes Segen für dein Leben!