Interview mit Sofia Marvaki-Wolski

Im Kornhaus kann man inzwischen eine „Sofia-Portion“ bestellen – eine Nudelportion small edition 😊. Diese Bezeichnung hat Sofia Marvaki-Wolski erfunden, die regelmäßig Mittagsgast im Kornhaus ist. Sie ist Unternehmerin, Coach, Migrantin und Vereinsmitglied und arbeitet bereits seit Beginn der Saatkorn-Vereinsarbeit bei uns mit. Als gebürtige Griechin weiß sie, was es heißt, in Deutschland als Fremde wahrgenommen zu werden und sich durchbeißen zu müssen. Sofia wendet sich in besonderer Weise unseren ehemaligen Teilnehmern zu und unterstützt sie da, wo sie jetzt gelandet sind. Wir haben mit ihr gesprochen.

Saatkorn: Welcher Bereich der Arbeit des Saatkorn Projekts liegt dir besonders am Herzen und warum?
Sofia: Es ist die direkte Betreuung der Jungs im persönlichen Kontakt. Wenn Vertrauen entstanden ist, sieht man sofort, wo es klemmt und kann auch sofort intervenieren, bevor ein Problem noch größer wird.

Saatkorn: Welche Erfahrungen, die unsere ehemaligen Teilnehmer jetzt machen, beschäftigen dich besonders?
Sofia: Fast alle hatten oder haben Probleme, für die Zeit nach Saatkorn eine Wohnung zu finden. Das ist belastend. Und natürlich müssen sich dann alle in ihrem neuen Leben zurechtfinden. Es ist nicht mehr automatisch jemand da, den man ansprechen kann und von dem man Unterstützung bekommt. Sie müssen auch lernen, mit dem Geld, das sie zur Verfügung haben, zurecht zu kommen. Bisher wurde die Miete bei den meisten vom Jobcenter gezahlt. Wenn sie kein Geld mehr vom Land (Hartz IV) bekommen, sieht das anders aus. Und leider begegnen ihnen auch oft Vorurteile wegen ihrer Herkunft, also im Prinzip leiden sie unter dem Rassismus.

Saatkorn: Inwiefern konnte das Saatkorn Projekt unsere ehemaligen Teilnehmer auf ihr “Leben danach” vorbereiten?
Sofia: Das Saatkorn Projekt ist eine sehr große Hilfe, wenn man im Ozean eines unbekannten Lebens schwimmen muss. Es ist aber auch offensichtlich, dass das Saatkorn Projekt auch nach dem Ausscheiden noch gebraucht wird. Denn wenn man eine Saat aussät, braucht diese Zeit bis sie wächst und selbstständig leben kann. Ich bin froh, dass ich die Teilnehmer dabei noch unterstützen kann.

Saatkorn: Was wünschst du dir für unsere ehemaligen Teilnehmer?
Sofia: Mein Wunsch ist, dass sie einen guten Weg in ein stabiles Leben gehen, auf dem rechten Weg bleiben und hier in Deutschland eine Heimat finden und wirklich ankommen können.

Saatkorn: Vielen Dank für das Gespräch und für deine wertvolle Unterstützung unserer Arbeit!